Im Kerzenschein zu sitzen ist schön, ein tolles Flair und sehr romantisch, doch nur wenn man die Kerzen freiwillig anzündet.
“Armut gibt es in Deutschland nicht” hört man oft. Das ist nicht nur falsch, es verharmlost auch noch eine Problematik, die viele Menschen in Deutschland betrifft. Schätzungsweise 12,5 Millionen arme Menschen leben hierzulande, so Ulrich Schneider vom Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Deutschland. Eine ohnehin schon erschreckende Zahl; noch tragischer wird es im Hinblick auf die hohen Stromkosten. Wer ein geringes Einkommen hat, für den sind die Stromzahlungen eine sehr große Belastung.
Fakt ist, Strom ist eigentlich relativ günstig. Ein gutes Beispiel dafür ist, dass die Schweiz im Jahr 2019 das Atomkraftwerk Mühleberg abgeschaltet hat und künftig nun den Strom an der Leipziger Strombörse in Deutschland kauft, der ist dort nämlich sehr günstig und der Preis kennt seit 2007 nur eine Richtung, abwärts.
Quelle: iwr.de
Im Vergleich: In der Schweiz zahlt der Endkunde im Schnitt 20 Rappen pro Kilowattstunde (kWh), das sind beim heutigen Umrechenkurs etwa 19 Cent pro kWh. Und das in einem Land, bei denen die Menschen ein deutlich höheres Einkommen haben asl hierzulande. Hinzu kommt, ab 20 Uhr ist es satte 50% günstiger, denn es gibt einen generellen Nachttarif für alle.
Wir in Deutschland zahlen rund 30 Cent pro kWh, wobei nur etwa 7 Cent für den Lieferanten sind, also nicht mal 24%. Der Grossteil von 76% der Stromkosten sind Steuern, Netzentgelte und EEG-Umlage.
Der grösste Preistreiber für Strom ist damit unser Staat und damit mitverantwortlich für das Leid von Hundertausenden.
Wie ist das gerechtfertigt? Wie kann es sein, dass ein Staat für ein Produkt des freien Marktes mehr bekommt als der Produzent?
Stellen wir uns mal einen Bäcker vor, der ein Kilo Brot für 4,00 EUR verkauft. Wenn es Strom wäre, würde er nicht mal 1,00 EUR für sein produkt bekommen, den Rest kassiert der Staat.
Im Jahr 2018 wurden sieben Millionen Menschen die Sperrung der Stromversorgung angedroht. Durchgeführt wurden laut Bundesnetzagentur 286.000 – eine unfassbar hohe Zahl.
Wenn man von 220 Arbeitsagen pro Jahr ausgeht an denen die Stromabschaltungen durchgeführt werden können, sind das 1.300 Sperren pro Tag. Sperren die nur arme Menschen treffen, ohne Rücksicht auf die persönlichen Umstände. Ob ohne oder mit Kind, ob vllt behindert oder nicht – und dass schon für Beträge ab 100,00 EUR.
Und dabei bleibt es leider nicht, denn sowohl für die Mahnungen, die Sperrung als auch für die Wiederherstellung der Versorgung kann der Stromlieferant dem Kunden die Kosten in Rechnung stellen.
Wem der Strom gesperrt wird, muss erhebliche Kosten dafür zahlen, die die eigentliche Schuldenlast noch erweitern. Manchmal sind Sperre und erneute Aktivierung des Stroms von den Kosten ähnlich hoch wie die eigentlichen Schulden. Ein Kreislauf entsteht, aus dem viele Geringverdiener nur sehr schwer heraus kommen.
Und wie sieht es in Hamburg aus? Allein über 6.500 Fälle pro Jahr.
Wie Vattenfall Europe Metering GmbH mitteilte, gibt es allein in Hamburg jährlich rund 14.000 Androhungen und 6.500 Fälle von Stromsperrungen.
Für die Menschen heißt das oftmals für Tage, wenn nicht gar Wochen: Ein Leben im Dunkeln, soziale Ausgrenzungen, unnötige psychische Belastungen – absolute Hilflosigkeit.
Wer kaum Geld für eine menschenwürdige Existenz zur Verfügung hat, wird durch die Stromsperrung an den Rand der Verzweiflung getrieben. Ohne Strom läuft heutzutage nichts. Küchengeräte, Computer, Licht, ein normales Leben ohne Strom ist nicht möglich. Wer es schafft das Geld aufzubringen oder beispielsweise eine Ratenvereinbarung ausmacht, wird dennoch für die Mehrkosten der Sperre aufkommen müssen.
Länder wie Frankreich, Belgien oder Großbritannien verhindern oder schränken per Gesetz ein, dass sogenannten hilfsbedürftigen Menschen keine Stromsperre widerfährt. Das ist eigentlich sogar in der Elektrizitätsbinnenmarktrichtlinie der EU festgelegt. Allein Deutschland führt in Europa die meisten Stromsperren durch und ist Sieger in einem nicht stattfindenen Wettbewerb.
Sind das eigentlich eher Verwerfungen im wahren Kapitalismus oder in der sozialen Marktwirtschaft?
Kommentar: Manchmal sind weitere Worte überflüssig.
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